Neustrukturierung und Reorganisation des Landtagsgebäudes von Rheinland-Pfalz
Das Deutschhaus am Mainzer Rheinufer ist gebaute Zeitgeschichte, welche die ältere und jüngere Vergangenheit durch zwei wesentliche Baustile sichtbar macht. Der Entwurf folgt der Prämisse, die historische bzw. nach dem Krieg erstellte Bausubstanz und Architektursprache zu erhalten und Ergänzungen erkennbar hinzuzufügen. Der Erhalt bezieht sich sowohl auf wesentliche tragende Bauglieder als auch auf das gestalterische Vermächtnis. Die einheitlich weiße Innenraumgestaltung greift die Ausgestaltung des zerstörten Deutschhauses auf, die bestimmt war von weißen Stuckreliefs und bewusst platzierten Gemälden.
Der neue Plenarsaal ist ein heller, klar strukturierter Raum. Das Plenum ist in drei konzentrischen Sitzreihen als geschlossener Kreis angeordnet, die Exekutive ist in das Rund integriert und linker Hand vom Präsidium situiert. Der Plenarsaal wird räumlich ergänzt durch eine schlanke Besucherempore. In ihrer Grundform zeichnet sie die Raumgeometrie filigran nach und fügt sich zurückhaltend ein. Die Empore ist abgelöst von den Wänden, das Raumvolumen bleibt sichtbar. Die räumliche Nähe der Besucher zu den Abgeordneten fördert die bewusste Teilhabe am demokratischen Diskurs. Den Raumabschluss bildet eine tageslichthelle Decke, die durch ihre transluzente Struktur Tiefe erhält und einen nahtlosen Übergang der Tageslicht- in die Kunstlichtstimmung ermöglicht.
Die nördliche Erweiterung für das Landtagsrestaurant setzt das Gebäudeensemble aus Zeughaus, Verbindungsbau und Deutschhaus linear fort und stärkt im städtebaulich heterogenen Umfeld zwischen Platz der Mainzer Republik und Ernst-Ludwig-Platz die Stadtkante zum Rhein. Der Neubau nimmt als eingeschossiger Baukörper die Höhe der ehemaligen Stadtmauer auf und wird Bestandteil des hohen Sockelgeschosses des Deutschhauses, welches sich insbesondere auch zum niedriger stehenden Kurfürstlichen Schloss unterordnet. Blickbezüge zwischen Stadt, Rhein und Mainz-Kastel werden nicht verstellt.
Wettbewerb 2. Preis
2014